Bei dem Buch „Examenskurs BGB“ von Musielak/Mayer handelt es sich um eine Darstellung einzelner Bereiche des Zivilrechts zur Examensvorbereitung.
Das Buch ist 2019 bereits in der vierten Auflage erschienen und dahinter stehen die Autoren Hans-Joachim Musielak (emeritierter Professor an der Universität Passau) und Claudio Mayer, welche als Professorin an der Universität Regensburg lehrt. Damit übernahm sie die Bearbeitung von Herrn Professor Wolfgang Hau.
Welchen Eindruck macht das Buch von außen?
Das Buch ist etwas dicker als ein normales Lehrbuch, jedoch vergleichsweise dünn, wenn man bedenkt, dass sich darin der gesamte examensrelevante Stoff befinden soll. Das neue Design der „Examenskurs“-Reihe von Beck, welches in der 3. Auflage schon vorhanden war, wurde beibehalten.
Ist es handlich, transportierbar, schadensanfällig?
Es ist nicht anfälliger als ein normales Lehrbuch. Wie immer ist der Pappumschlag oft knick- und schmutzanfällig.
Wie wird gearbeitet (Schaubilder, Verschachtelung, Fallbeispiele)?
Der Text ist im Vergleich zu den aus dem Hauptstudium bekannten Lehrbüchern etwas anspruchsvoller. Dazu trägt auch bei, dass i.d.R. viel en-bloc geschrieben wird. Lediglich einzelne Schlagworte sind fett, was wahrscheinlich das Erfordernis von Zwischenüberschriften reduzieren soll. Angenehm ist die Arbeit mit unterschiedlichen Schriftgrößen, sodass Beispiele und Fälle vom Text abgehoben werden.
Da es sich immer noch um ein Lehrbuch handelt, existieren im Vergleich zu z.B. Vorbereitungsskripten von Hemmer/Wüst viele weiterführende Hinweise auf Literatur und Rechtsprechung. Dies eignet sich auch zur Anfertigung von Hausarbeiten um Problemen vertieft nachgehen zu können. Für die Examensvorbereitung wurde trotzdem genau der richtige Grad gefunden, sodass man sich nicht von zu vielen weiteren Texten erschlagen fühlt. Dies wird insbesondere durch einige einordnende Kommentare zu den Fußnoten erreicht.
Thematisch fällt auf, dass die Bücher des BGB der Reihe nach abgearbeitet werden. Somit beginnt man wieder mit dem Zustandekommen von Willenserklärungen und Endet quasi mit dem Tod im Erbrecht. Dabei fällt auf, dass das besondere Schuldrecht (bei uns Gegenstand der Vorlesung BGB III) deutlicher sowie das allgemeine Schuldrecht (Gegenstand der Vorlesung BGB II) recht kurz rüberkommen.
So wird z.B. auf das Mietrecht (welches in Niedersachsen zuletzt besonders häufig im Examen geprüft wurde) oder den Dienst- sowie Arbeitsvertrag gar nicht eingegangen. Der Werkvertrag wird mit sechs Seiten abgespeist. Zwar ergibt sich vieles bei diesen Vorschriften bereits aus dem Kaufvertrag, allerdings werden Eigenarten dieser Vertragstypen trotzdem umgangen.
Entsprechend der Relevanz im Examen ist die GoA knapp bemessen und der Umfang des Bereicherungsrechts stärker ausgeprägt. Dabei ist besonders schön, dass auf § 816 ein besonderer Fokus gelegt wurde, weil diese Vorschrift auch in anderen Rechtsgebieten, wie dem Erbrecht eine Rolle spielt.
Der Abschnitt über das Deliktsrecht behandelt die absoluten Grundtatbestände §§ 823 ff. Dort wären ein paar Worte zu examensrelevanten Themen im Straßenverkehr (Stichwort: Halterhaftung) schön gewesen.
Sehr positiv sind das Sachenrecht und die Darstellungen über das Familien- und Erbrecht aufgefallen. Während einerseits das Sachenrecht vertiefter thematisiert wurde, wurden im Familien- und Erbrecht die wirklich nur entscheidenden Probleme dargestellt. Dabei decken sich die Inhalte mit dem examensrelevanten Stoff in Niedersachsen (Nachtrag April 2020: Übereinstimmung mit neuer NJAV nicht geprüft).
Am Ende eines jeden Kapitels finden sich (Kurz-)Fälle und Fragen zu den behandelten Themen. Diese sind ordentlich ausgewählt, um die Basics abzuprüfen, sodass der Leser sicher selbst testen kann, dass er das wesentliche (in dem ohnehin komprimierten Stoff) verstanden hat.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der „Examenskurs BGB“ ohne Zweifel versucht kompakt, schnörkellos und trotzdem umfassend, den allerwichtigsten Stoff im Zivilrecht zu vermitteln. Das Buch reicht allein zwar nicht aus, um sich auf die Klausuren vorzubereiten, jedoch ist es ein solider Begleiter des Repetitoriums. Auch denkbar ist eine Nutzung während der Großen Übung, weil die kurze Darstellung der wichtigsten Themen für Freischusskandidaten in Zeitnot von Vorteil sein könnte. Zudem könnten besonders Engagierte es bereits als Vorbereitung auf die Examensvorbereitung sinnvoll benutzen. Jedenfalls ist der Band von Herrn Musielak und Frau Mayer ein solides bis gut gelungenes Buch, welches nicht erst fürs Examen zu empfehlen ist.